Selbstversuch: Effekte verschiedener Trainingsinterventionen auf die neuromuskuläre Aktivierung

Der stetige Leser dieses Blogs müsste wissen, dass ich seit geraumer Zeit ein absoluter Fan von MYOACT (System zur Erfassung der Aktionspotentiale am Muskel via Oberflächen-EMG) bin. Neulich kam mir im Halbschlaf die Idee folgende Trainingsmöglichkeiten hinsichtlich der neuromuskulären Aktivierungsfähigkeit vor und nach der Intervention zu untersuchen.

Erstens: Ausdauertraining und EMA auf dem Ergometer.

Hierbei hat mich folgendes erstaunt. Die neuromuskuläre Aktivierungsfähigkeit war nach der anstrengenden Bike-Session höher als vorher. Ich hätte erwartet, dass sie etwa um mindestens ein viertel abnimmt. Gewählt habe ich ein Kraftausdauerprogramm mit im Schnitt 7 Sekunden Belastung und 3 Sekunden Anschwellung.

Zweitens: Ausdauertraining auf dem Ergometer.

Das pure Ausdauertraining ohne Zusatzbelastung hat zu einer Abnahme der neuronalen Aktivierungsfähigkeit von 10% geführt. Das habe ich so erwartet und es wurde auch in anderen Studien so in etwa erreicht (https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/29118716/).

Drittens: Ausdauertraining plus EMS auf dem Ergometer.

Beim EMS + Cycling ist die Abnahme deutlicher als bei Cycling alleine. Das war auch erwartbar bei 40 Hz dauerhafter Stimulation ohne Pause über 20 Min. Der metabolische Stress im Muskel ist einfach höher. Dadurch gibt es dann wohl eine reziproke zentralnervöse Hemmung der efferenten Bahnen über die afferenten Nerven der Gruppe 3 und 4 (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5023715/).

Meine Schlussfolgerung daraus:

Der metabolische Stress ist sicherlich ein Einflussfaktor. Diesen wollte ich nun ausschalten. Ich musste EMA (Kraftausdauerprogramm) ohne Bewegung gegen EMS (85 Hz, 7 Sek on, 3 Sek off) ohne Bewegung testen. Dies habe ich jeweils mit maximal tolerabler Intensität durchgeführt (am Bizeps).

Der Ausgangswert ist jetzt, wie man sehen kann, nicht allzu hoch.

Nach den 20 Minuten EMS ist dieser aber nochmals sichtlich nach unten gegangen.

So. Jetzt wird es spannend. Wie entwickelt sich der Wert der neuronalen Aktivierungsfähigkeit bei Mittelfrequenz? Der Ausgangswert ist auch entsprechend niedrig.

Es hat hier leider nur zu 13 MInuten Training gereicht, da an diesem Tag ein Klient um 13 Uhr kam…

Aber ich denke dieser Wert war jetzt so nicht erwartbar. Hier legt mehr als eine Verdoppelung vor!

Ich musste das ganze also nochmals über einen längeren Interventionszeitraum tracken.

Hier jetzt also von einer Woche später die Werte für prä-, nach 20 Min und nach 40 Min Stimulation mit Mittelfrequenz an der Toleranzgrenze. Der Ausganswert ist schon sehr hoch gewesen auf einmal. Ob das auf die Trainingsinterventionen aus der Woche davor zurückzuführen wäre???

Zunächst also der Graph der Ausgangsmessung an diesem Tag:

Nun der Graph nach 20 Minuten:

Nach 20 Minuten ist der Wert noch höher! Es ist also wirklich so, dass 20 Minuten EMA die neuronale Aktivierungsfähigkeit eines Muskels erhöhen! Woran liegt das?

Ich habe 20 weitere Minuten durchgezogen:

Der Wert nach 40 Minuten ist nun endlich ein wenig unter den Ausgangswert gesunken. Gott sei Dank. Hierfür mache ich nun wirklich die reziproke Hemmung über die Gruppe 3 und 4 Bahnen verantwortlich.

Aber warum unterscheiden sich die Ergebnisse so stark von a) EMS und b) Training ohne Stimulation???

Meinen Erklärungsansatz schreibe ich demnächst…

in der Zwischenzeit: … Studien…

Pethick, J.; Tallent, J. The Neuromuscular Fatigue-Induced Loss of Muscle Force Control. Sports 2022, 10, 184. https://doi.org/10.3390/sports1011018

The Time-Course of Acute Changes in Corticospinal Excitability, Intra-Cortical Inhibition and Facilitation Following a Single-Session Heavy Strength Training of the Biceps Brachii

Effect of exercise-induced muscle damage on neuromuscular function of the quadriceps muscle

 

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